Enser Tor (Korbach) in alten Ansichten

Das Enser Tor in der Altstadt von Korbach. Die Zeichnung wurde 1838 von Ludwig Waldschmidt (1821-1895) gefertigt, der damals Schüler am Gymnasium war. Er zeichnete 1839 auch das Lengefelder Tor. Vgl. Waldeckische Landeszeitung, Ausgabe vom 20. Juli 2016, S. 7: "Bilder aus der guten Alten Zeit - Ausstellung über den Waldecker Maler Ludwig Waldschmidt im Flechtdorfer Kloster"; Waldeckische Landeszeitung, Ausgabe vom 16. März 2018, S. 34 = Beilage "Mein Waldeck", Nr. 6/2018: "Räte, Gilden und Bruderschaften - Serie zum Jubiläum des Franziskanermalers".

Quelle: Wilhelm Bing Verlag/Stadt Korbach (Hrsg.), Korbach - Ein Bildband, Korbach 1988, S. 27. Ausweislich der Bildunterschrift soll es sich um eine Zeichnung von Rudolf Rocholl handelt. Gemeint dürfte der Theologe und Pfarrer Rudolf Rocholl (* 1822 in Rhoden; † 1905 in Düsseldorf) sein, der das Gymnasium in Korbach besucht hat und dessen Sohn Theodor Rocholl ein bekannter Maler war. Die Zeichnung könnte also noch vor dem Abriß des Torbogens 1843/58 gefertigt worden sein und aus eigener Anschauung des Zeichners den tatsächlichen Zustand wiedergeben. Die Zeichnungen Waldschmidts und Rocholls stimmen im wesentlichen überein, unterscheiden sich jedoch deutlich von der Rekonstruktionszeichnung Wilhelm Stremmes, der das Tor nicht mehr aus eigener Anschauung kannte und es mit einem Fachwerkaufbau versah. Auf beiden Zeichnungen ist deutlich das über dem Torbogen angebrachte Stadtwappen, der sogenannte Kilianstein, zu erkennen. Die alte Gerichtslinde am rechten Bildrand blieb noch rund 150 Jahre lang stehen und wurde 1983 gefällt (vgl. Lothar Gerlach/Wilhelm Hellwig, Korbach - Die Reihe Archivbilder, Erfurt 1998, S. 33).

Einen ganz anderen Eindruck vermittelt das Enser Tor auf diesem Stich von Wilhelm Dilich aus dem Jahr 1605. Hier ist in Höhe des Enser Tores ein mächtiger viereckiger Wehrturm mit Erkertürmen zu sehen, der etwas außerhalb des Stadtmauerrings zu stehen scheint und an den Wehrturm der Burg Nordenbeck erinnert. Wahrscheinlich hat der Künstler aber lediglich versucht, das Tor und sein Walmdach von der Seite zu zeichnen, wie es die gewählte Perspektive aus südöstlicher Richtung bedingt. Bei dem Turm ganz rechts handelt es sich um den Weißen Turm, der im Katthagen stand. Von ihm sind heute keine Überreste mehr vorhanden. Gleiches gilt für den links daneben stehenden Turm, der die Innenpforte des Enser Tores flankierte und bei den Häusern Enser Straße 7 (Spukhaus) oder Violinenstraße 24 gestanden haben müßte.